Die Plastische Chirurgie wird von 4 Säulen getragen: Ästhetische Chirurgie; Rekonstruktive Chirurgie; Verbrennungschirurgie und Handchirurgie. Mikrochirurgie, Laserchirurgie und Endoskopie sind methodische Besonderheiten, die in allen Bereichen eingesetzt werden. Methodisch ergänzen sich die vier Säulen und bilden das Gesamtgebäude der Plastischen Chirurgie.
Im Gegensatz zu den angloamerikanischen Ländern wurde in Deutschland erst durch die Weiterbildungsordnung aus dem Jahre 1978 die so genannte Teilgebietsbezeichnung Plastische Chirurgie" eingeführt. Vor dieser Zeit war das Fachgebiet regionalisiert, dass heisst jedes Fachgebiet behandelte in seinem Bereich mit Methoden der Plastischen Chirurgie. Aus dieser Zeit stammt noch die Zusatzbezeichnung "Plastische Operationen" für die Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie.
Die Teilgebietsbezeichnung "Plastische Chirurgie" erforderte damals zusätzlich zum Facharzt für Chirurgie mit seiner 6-jährigen Weiterbildung eine 2-jährige Weiterbildung mit umfangreichem Operationskatalog und abschließender Prüfung vor der zuständigen Ärztekammer.
Erst durch Weiterbildungsordnung aus dem Jahre 1993 wurde aus der Plastischen Chirurgie ein selbständiger Facharzt neben den anderen chirurgischen Gebieten. Voraussetzung für den "Facharzt für Plastische Chirurgie" ist eine 6-jährige hochspezialisierte Ausbildung, die Durchführung zahlreicher Operationen in allen Teilbereichen des Gebietes und eine abschließende Prüfung vor der zuständigen Ärztekammer. Durch diese Reglementierung ist eine gute Qualitätskontrolle gegeben.
Andere Bezeichnungen wie "Kosmetischer Chirurg", "Schönheitschirurg" oder "Ästhetischer Chirurg" sind nicht geschützt und können von jedem approbierten Arzt ohne Weiterbildungsnachweis oder Qualifikationsnachweis geführt werden.
Der Blick in den Spiegel ist für viele Menschen ein Blick auf ihr Selbstbewusstsein, auf ihre Akzeptanz im Freundeskreis, auf Ihren Erfolg am Arbeitsplatz. Eine angeborene Unschönheit wie die Höckernase, Besonderheiten wie die Reithosenfettsucht oder Hautschädigungen durch Sonne, Alkohol oder Rauchen sowie Fettpolster durch falsche Ernährung sind Grund genug, um sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen. Seelisches Leiden und mangelndes Selbstbewusstsein sind die Folgen dieses Unwohlseins.
Die Ästhetische Chirurgie steht nicht nur bei körperästhetischen Problemen beratend zur Seite, sondern verhilft den Betroffenen mittels chirurgischer Eingriffe, Laserchirurgie oder Fettabsaugen zu einem zufrieden stellenden Äußeren. Der Ästhetische Chirurg sollte Facharzt für Plastische Chirurgie sein, da er sich auf die Korrektur von Form und Funktion der gesamten Körperoberfläche bezieht. Der ungenaue Begriff "Kosmetische Chirurgie" wird gern von Ärzten benutzt, die keine fachärztliche Ausbildung haben. Der Facharzt allerdings vereint handwerkliche Fähigkeiten und das Gefühl für die Wünsche seiner Patienten. Unter diesen Voraussetzungen verspricht das Resultat Harmonie von Psyche und Körperbild für den Patienten.
Die Kosten für ästhetische Eingriffe werden nicht von Krankenkassen übernommen. Sie sind von der Dauer und Kompliziertheit des Eingriffs abhängig. Der Kostenplan wird üblicherweise vor der Operation erstellt und besprochen.
Die Rekonstruktive Chirurgie befasst sich in erster Linie mit der Wiederherstellung von Form und Funktion nach Unfällen und Tumoroperationen sowie mit der Korrektur angeborener Fehlbildungen. In das Aufgabengebiet der Rekonstruktiven Chirurgen fallen die Rekonstruktion der Haut und der Weichteile, die Rekonstruktion von Muskeln und Sehnen, Knochen und Knorpel sowie die Chirurgie der peripheren Nerven. Dank ihrer filigranen Operationsmethoden ist die Mikrochirurgie ein wichtiger Bestandteil der Rekonstruktiven Chirurgie.
Für den Rekonstruktiven Plastischen Chirurgen ist die spezielle Kenntnis der Durchblutungsmuster der verschiedenen Gewebe von äußerster Wichtigkeit. Nur Gewebe, das gut durchblutet ist und damit eine ausreichende Sauerstoffzufuhr erhält, kann für die Rekonstruktionen eingesetzt werden. So kann beispielsweise ein durch einen Unfall entstandener Haut- oder Weichteildefekt am Unterschenkel durch die Verschiebung von Muskulatur oder Muskel- und Hautgewebe aus der Wade oder durch mikrochirurgische Verpflanzung von Gewebe aus anderen Körperregionen verschlossen werden. Die mikrochirurgische Naht kleinster Blutgefässe erlaubt einerseits die Erhaltung abgetrennter Finger, Hände oder Füße durch Replantation und andererseits die freie Verpflanzung großer Gewebsabschnitte von einer Stelle des Körpers zu einer anderen.
In den letzen Jahren hat vor allem die Brustrekonstruktion mit Eigengewebe nach Tumoroperationen bzw. Amputationen immer mehr Beachtung gefunden. In diesem Aufgabenfeld haben sich verschiedene Verfahren etabliert: der Aufbau durch Prothesen, durch verschobenes Gewebe vom Rücken oder die mikrochirurgische Verpflanzung von Bauchhaut-Fett.
Selbst kleine Verbrennungen können zu dauerhaften Schäden führen, wenn sie zum Beispiel den Gesichts- oder Handbereich betreffen. Verbrennungsmedizin und die plastisch-chirurgische Behandlung der Verbrennungen ist eine der tragenden Säulen der Plastischen Chirurgie geworden.
Bei den tief-zweitgradigen, also tief in die Haut dringenden Verbrennungen, sowie bei den drittgradigen Verbrennungen werden heutzutage Hauttransplantation vorgenommen, die eine raschere Wundheilung mit einem akzeptablen Ergebnis erzielen können. Ausschlaggebend ist nicht nur der funktionale Aspekt, dass der Patient zum Beispiel seine Hand wieder gut bewegen kann, sondern auch der ästhetische Aspekt, insbesondere an ständig unbekleideten Körperstellen.
Die Behandlung geringgradiger Verbrennungen erfolgt ambulant, während die Versorgung jeder Verbrennungsverletzung über 20% Körperoberfläche, bei Kindern 5%, generell im Verbrennungszentrum erfolgen muss. In diesen Einrichtungen wird der Brandverletzte von der Akutphase, in der die intensivmedizinische und chirurgische Behandlung erfolgt, bis zu seiner medizinischen, psychologischen und sozialen Rehabilitation betreut.
Die Hand stellt flächenmäßig zwar nur einen relativ kleinen Teil unseres Körpers dar; sie birgt jedoch eine Vielzahl hochentwickelter Funktionen, die dem Menschen unvergleichliche handwerkliche, gestalterische, künstlerische und emotionale Möglichkeiten "an die Hand" geben. Diese Funktionalität wird durch ein hervorragendes Zusammenspiel der anatomischen Strukturen wie Knochen und Gelenken, Muskeln und Sehnen, Nerven und Blutgefäßen unterstützt. Diese Zusammensetzung macht die Hand zu einem äußerst komplizierten Organ.
Das Vorhandensein so vieler unterschiedlicher, aber für die Gebrauchsfähigkeit der Hand gleichwertiger anatomischer Strukturen setzt für eine erfolgreiche Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen umfangreiche Kenntnisse des Arztes voraus. Er muss in der Lage sein, Veränderungen des Knochens, der kleinen Muskeln, der Sehnen, Nerven und Gefäße durch eine entsprechend breit gefächerte Ausbildung gleichermaßen gut behandeln zu können. In der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Handchirurgie aus der Allgemeinchirurgie, Plastischen Chirurgie und Orthopädie heraus durch Subspezialisierung zu einem Spezialfach, welches mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Zusammenhang mit den genannten chirurgischen Gebieten betrieben wird
Die Verbindung zwischen der Plastischen Chirurgie und der Handchirurgie ist maßgeblich in der Operationstechnik, d.h. dem gewebeschonenden Vorgehen zu sehen. Dieser Gesichtspunkt spielt wegen der dicht beieinander liegenden Feinstrukturen, wie Sehnen, Nerven und Blutgefäßen eine wesentlich stärkere Rolle als im Bereich anderer Körperregionen. Die Plastische Chirurgie spielt im Bereich der Hand eine wichtige Rolle bezüglich der Planung korrekter Hautschnitte sowie den vielfachen Möglichkeiten des Gewebeersatzes, zum Beispiel durch Hautlappenbildung oder Transplantation. Der Einsatz mikrochirurgischer Techniken ermöglicht die Rekonstruktion von feinsten Nerven und Gefäßen, die Replantationen mit Wiederannähen abgetrennter Finger sowie den Fingerersatz durch Zehentransfer.
Lange Zeit war die Bezeichnung "Handchirurg" nicht geschützt. Erst mit der ärztlichen Weiterbildungsordnung von 1993 wurde die Zusatzbezeichnung "Handchirurgie" als geschützter Begriff eingeführt. Die Bezeichnung kann von Orthopäden, Chirurgen und Plastischen Chirurgen erworben werden. Jeder Auszubildende muss eine dreijährige Weiterbildung absolvieren und einen sehr umfangreichen Operationskatalog vorweisen. Nach einer bestandenen Prüfung vor der Ärztekammer kann die Zusatzbezeichnung "Handchirurgie" geführt werden.
Ein Beitrag von Dr. H. Bucher, Nürnberg
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Ästhetische Medizin - Plastische Chirurgie,